Ladeinfrastruktur, Ladesystem, Ladepunkt - Was ist der Unterschied?

Ladeinfrastruktur 

Ladeinfrastruktur umfasst das gesamte System zur Versorgung von Elektrofahrzeugen mit Strom, einschließlich aller physischen und organisatorischen Komponenten:

  • Physische Komponenten: Ladestationen, Ladepunkte und die dafür benötigten Stromanschlüsse, Kabel, Fundamente etc.
  • Software und Managementsysteme: Sie steuern den Betrieb und die Nutzung der Ladeinfrastruktur
  • Netzintegration: Verbindung und Interaktion der Ladestation mit dem Stromnetz
  • Dienstleistungen: Wartung, Abrechnung und Support für die Nutzer

Ladesysteme

Ein Ladesystem ist die technische Einrichtung, an der E-Fahrzeuge geladen werden können:

  • Ladestation: Gehäuse (Wallbox oder Ladesäule) mit einem oder mehreren Anschlüssen (= Ladepunkten)
  • Kabel und Stecker: Verbindung zwischen Fahrzeug und der Ladestation
  • Kommunikationssystem zwischen dem Fahrzeug und der Ladestation -  steuert und überwacht den Ladeprozess

Welche Art von Ladesystemen gibt es?

Elektrofahrzeuge lassen sich mit Gleichstrom (DC) und mit Wechselstrom (AC) laden. Daher unterscheidet man folgende Kategorien von Ladesystemen:

  • Normalladesysteme (AC): Diese Ladesysteme erlauben in der Regel eine Ladeleistung von 11 oder 22 Kilowatt (kW) und verwenden einen Typ2-Stecker. Öffentliche Ladesysteme sind meistens mit einer Typ2-Buchse ausgestattet, sodass die E-Auto Fahrerinnen und Fahrer ein eigenes Ladekabel mitbringen müssen. Im privaten Bereich kommen überwiegend Normalladesysteme zum Einsatz, die häufig auch über ein fest installiertes Ladekabel mit einem Typ2-Stecker verfügen.

  • Schnellladesysteme (DC): Diese Ladesysteme kommen überwiegend an öffentlichen Standorten mit hoher Ladefrequenz zum Einsatz und verfügen über ein fest installiertes Ladekabel mit CCS-Stecker. Die Ladeleistungen reichen von 50 kW bis 400 kW. Ein E-Auto kann damit oft in 20 bis 30 Minuten auf 80 % aufgeladen werden. Ältere Systeme haben häufig zusätzlich einen CHAdeMO-Anschluss (50 kW), der für ältere, meist asiatische Modelle geeignet ist.

Ladepunkte

Ein Ladepunkt ist die konkrete physische Verbindung, an der ein Elektrofahrzeug geladen wird und besteht aus einem Anschluss (Steckdose oder festes Kabel) und den dazugehörigen elektrischen Schutzeinrichtungen.

Welche Anschlüsse gibt es für E-Autos?

In Europa sind 3 Arten von Anschlüssen üblich:

  • Typ2: Dieser Anschluss kommt bei Normalladestationen zum Einsatz. Der Ladevorgang erfolgt über Wechselstrom, der im E-Auto zum Laden der Batterie in Gleichstrom umgewandelt wird. Über Typ2- Anschlüsse lassen sich Ladeleistungen bis zu 22 kW realisieren, viele Fahrzeuge können aber nur eine Ladeleistung von 11 kW über Wechselstrom verarbeiten.

  • CCS: Für das Schnellladen kommt meist der CCS-Anschluss zum Einsatz. Das ist ein Typ2-Stecker, der um zwei weitere DC-Ausgänge (Gleichstrom) erweitert ist. CCS erlaubt theoretisch eine Ladeleistung von bis zu 400 kW. Aktuell gibt es aber noch wenige Ladesysteme und E-Fahrzeuge, die ein Laden mit 400 kW ermöglichen. Leistungen von 100 bis 200 kW sind aber in der Regel erreichbar.

  • CHAdeMO: Dabei handelt es sich um einen älteren Standard, der v.a. in asiatischen Fahrzeugen verbaut wurde. Er erlaubt Ladeleistungen bis 50 kW. In Europa hat sich mittlerweile das CCS-System durchgesetzt und CHAdeMO ist nur noch sehr wenig verbreitet.

Wie lange dauert das Laden eines Elektroautos?

Die Ladedauer hängt von der Ladeinfrastruktur und der Ladefähigkeit des Autos ab:

  • Schnellladestationen (DC): 20 bis 60 Minuten für eine Ladung von 10 bis 80 %
  • Wallbox (AC bis 22 kW): 3 bis 7 Stunden für eine volle Ladung
  • Haushaltssteckdose (Schuko): 6 bis 12 Stunden für eine volle Ladung

Achtung: Haushaltssteckdosen sollten nur in Ausnahmefällen für das Laden verwendet werden, da sie nicht für eine hohe Dauerbelastung ausgelegt sind und sich sehr stark erwärmen können!

Welche Faktoren beeinflussen die Ladedauer?

  • Akkukapazität: Je größer die Kapazität der Batterie, desto länger dauert es, sie vollständig aufzuladen. Eine Batterie mit einer höheren Kapazität benötigt mehr Energie, um vollständig geladen zu werden, wodurch die Ladedauer verlängert wird.

  • Ladeleistung & Art der Ladestation: Die Ladeleistung wird in Kilowatt (kW) gemessen und gibt an, wie viel Energie pro Zeiteinheit in die Batterie fließt. Höhere Ladeleistungen wie beim DC-Schnellladen (z. B. 50 kW, 150 kW oder sogar 400 kW bei modernen Schnellladern) verkürzen die Ladedauer im Vergleich zu langsameren AC-Ladegeräten (z. B. 11 kW).

  • Ladestand der Batterie: Die Ladegeschwindigkeit ist nicht konstant und kann sich je nach Ladestand der Batterie ändern. Oft lädt eine Batterie am schnellsten, wenn sie relativ leer ist (20 bis 30 %) und die Ladegeschwindigkeit nimmt ab, wenn die Batterie fast voll ist (über 80 %). Dies dient dazu, die Batterie zu schonen und die Lebensdauer zu verlängern. Die Lade- geschwindigkeit wird vom Batteriemanagementsystem (BMS) gesteuert.

  • Batterietemperatur: Batterien arbeiten am effizientesten in einem bestimmten Temperaturbereich. Ist die Batterie zu kalt oder zu warm, kann die Ladegeschwindigkeit reduziert werden, um Schäden zu vermeiden. Einige Elektroautos verfügen über ein Thermomanagementsystem, das die Batterie auf die optimale Temperatur bringt um so die Ladezeit zu optimieren. Die Außentemperatur beim Ladevorgang spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle.

  • Gleichzeitige Nutzung der Ladestation: Wenn mehrere Nutzer an einer Station laden, wird die Leistung der Station auf die Ladepunkte dynamisch verteilt. Dies kann zu längeren Ladezeiten führen.

  • Alter und Zustand der Batterie: Im Laufe der Zeit kann die Effizienz der Batterie abnehmen. Ältere Batterien können möglicherweise nicht mehr die volle Ladegeschwindigkeit aufnehmen, wodurch sich die Ladezeit verlängern kann.

Wie hoch sind die Kosten für das Laden eines Elektrofahrzeugs?

Die Kosten variieren je nach Stromtarif und Ladeinfrastruktur.

  • Beim Laden zu Hause gilt der jeweils mit dem Energieversorger abgeschlossene Stromvertrag. Diese Ladevorgänge sind in der Regel am günstigsten.

  • Beim Laden an öffentlichen Ladestationen mit einer Ladekarte oder App gilt der vom jeweiligen E-Mobilitätsanbieter angebotene Preis. Wählt man für das Bezahlen des Ladevorgangs eine direkte Bezahlmethode (z. B. Kreditkarte), wird der Preis vom Ladestationsbetreiber festgelegt. Die Preise an öffentlichen Ladestationen können je nach Standort, Wochentag, Uhrzeit, Art und Betreiber der Ladestation sowie des E-Mobilitätsanbieters sehr stark voneinander abweichen.

Warum ist Schnell-Laden (DC) teurer?

Laden an Schnellladestationen (DC) ist häufig teurer als an Normalladestationen (AC).  Folgende Faktoren spielen dabei eine Rolle:

  • Infrastrukturkosten (Netzanschluss, Tiefbau, Ladesystem, evtl. Neuanschaffung eines Netztrafos etc.): Schnellladestationen erfordern erhebliche Investitionen in die Infrastruktur. Die Kosten für den Bau, die Wartung und den Betrieb dieser Stationen sind deutlich höher als bei langsameren Lademöglichkeiten (AC-Ladestationen).

  • Energiekosten: Beim Schnellladen wird in relativ kurzer Zeit (15 bis 30 Minuten) eine hohe Leistung benötigt, was sich signifikant in der Leistungskomponente des Stromnetztarifs widerspiegelt und somit in der Preisgestaltung entsprechend berücksichtigt werden muss.

  • Komfort: Bei Schnellladestationen dauern Ladevorgänge deutlich kürzer als bei Normalladestationen. Für diesen Komfort sind E-Autofahrer häufig bereit höhere Preise zu bezahlen. Das lässt sich z. B. mit Tankstellen an Autobahnraststätten vergleichen, bei denen ebenfalls höhere Preise für die Treibstoffe verlangt werden.

Warum gibt es bei manchen Anbietern eine Blockiergebühr?

Blockiergebühren bei Ladestationen werden erhoben, um sicherzustellen, dass die Ladeinfrastruktur effizient genutzt wird und möglichst vielen Fahrern zur Verfügung steht. Dadurch soll unerwünschtes Parken an Ladestationen, nachdem der Ladevorgang abgeschlossen ist, unterbunden werden.

Was bedeutet Roaming in der Elektromobilität?

In der Elektromobilität bezieht sich der Begriff „Roaming“ auf die Möglichkeit, dass Fahrer von Elektrofahrzeugen ihre E-Autos mit derselben Ladekarte an Ladepunkten verschiedener Anbieter aufladen können, ohne separate Verträge oder Zugangskarten für jeden einzelnen Anbieter besitzen zu müssen. Roaming ist ein wichtiger Faktor, um die Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit von Ladeinfrastrukturen zu erhöhen, da es die Notwendigkeit reduziert, sich für viele verschiedene Ladedienste anzumelden.

Ähnlich wie beim Handy-Roaming, wo Nutzer im Ausland das Netz eines anderen Mobilfunkanbieters nutzen können - ermöglicht Roaming in der Elektromobilität die Nutzung eines Netzwerks von Ladestationen, unabhängig davon, ob der Fahrer einen Vertrag direkt mit dem Betreiber dieser Station hat.

Warum ist Laden im Roaming teurer?

Im Roaming fallen Zusatzkosten für die Kommunikation und die Abwicklung der Ladevorgänge über eine Roaming-Plattform an.

Zudem verlangen die unterschiedlichen Ladestationsbetreiber oft unterschiedliche Preise für ihre Ladevorgänge. Die E-Mobilitätsdienstleister geben diese Zusatzkosten in der Regel an ihre Kunden weiter, was häufig zu höheren Preisen bei Roaming-Ladevorgängen führt.

Wo finde ich eine Übersicht der Ladestellen?

In unserer TIWAG-E-Mobility-App finden Sie eine übersichtliche Karte mit allen Ladestationen, an denen Sie mit ihrem Tarif TIWAG mobil laden können. Das beinhaltet alle TIWAG-Ladestationen, sowie die Ladestationen aus unserem Partner-Netzwerk

Auf der Website Ladestellen.at der E-Control sind alle öffentlich zugänglichen Ladestationen in Österreich in einer Karte dargestellt.

Gibt es genügend Infrastruktur?

Die Ladeinfrastruktur wächst stetig, derzeit sogar schneller als der E-Auto-Markt. In den meisten europäischen Ländern gibt es bereits heute ein flächendeckendes Netzwerk von öffentlichen Ladestationen. Zudem schreibt die EU einen weiteren Ausbau von Ladeinfrastruktur mit strengen Kriterien für die Dichte an Ladesystemen vor. Die Ladeinfrastruktur ist für einen beschleunigten Hochlauf der E-Mobilität gut gerüstet.