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20.06.2023

Neues Kraftwerk als ökologisches Referenzmodell

Seit sechs Monaten läuft das neue Gemeinschaftskraft Inn (GKI) im Vollbetrieb.

„Über 120 Mio. Kilowattstunden Strom wurden seitdem für die Tiroler Grundversorgung produziert. Zusätzlich trägt das GKI dazu bei, die Stromlücke in den Wintermonaten zu schließen“, erläutert TIWAG-Vorstandsdirektor Alexander Speckle. Insgesamt können mit der neuen Anlage jährlich 440 Mio. Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Das entspricht rund sieben Prozent des Tiroler Jahresstrombedarfs.

Verbesserung bei Schwall und Sunk

Nach der offiziellen Inbetriebnahme im November 2022 wurden jetzt auch die wesentlichen Arbeiten für das Dotierkraftwerk in Ovella abgeschlossen. „Dieses spielt eine zentrale Rolle zur Verbesserung der Schwall- und Sunksituation im Bereich des Oberen Inn“, berichtet Alexander Speckle. Der Abfluss aus dem Kraftwerk Martina auf Schweizer Seite und dem Inn wird in einem ca. zwei Kilometer langen Stausee beim Wehr in Ovella aufgefangen. Jener Teil des Wassers, der für die Stromproduktion verwendet wird, fließt in einem 20 Kilometer langen Stollen bis zu den Turbinen im Krafthaus Prutz/Ried und wird dort in den Inn zurückgegeben. Zusätzlich wird über das Dotierkraftwerk eine dem natürlichen Abfluss möglichst nahekommende und vor allem gleichmäßigere Wassermenge unterhalb des Wehres sichergestellt. „Dafür wurden mit der Behörde jahreszeitlich abgestimmte Grenzwerte für Schwall und Sunk definiert“, informiert der TIWAG-Vorstandsdirektor.

Die Verbesserung der Niederwasserabflüsse auf mindestens 5,5 m³/s während der Wintermonate wurde durch den Bau des Speichers Ovella umgesetzt. Von Mitte Mai bis Ende August erfolgt eine dynamisch angepasste Dotierwasserabgabe anhand eines Referenzpegels in St. Moritz. Die Mindestwasserführung variiert in dieser Zeit zwischen 10 bis 20 m³/s. Zusätzlich werden Maßnahmen zur sommerlichen Restschwallminderung durchgeführt, welche insgesamt für eine nachhaltige, wesentliche Verbesserung des Wasserhaushalts auf Tiroler Seite führen. „Damit ist dieses Kraftwerk neben der Eigenversorgung auch ökologisch ein großer Gewinn für die Region und ein Referenzmodell“, so Speckle. Die Entwicklung des Oberen Inn wird auch in einem umfangreichen Forschungsprojekt „Pre- und Post-Monitoring GKI“ gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur Wien begleitet. Ganz nebenbei erzeugt die Dotiermaschine mit dem abgearbeiteten Wasser auch noch elektrische Energie in Höhe von ca. 8 Millionen Kilowattstunden. Das entspricht immerhin dem Strombedarf von 2.000 Haushalten. 

Neue Natur- und Erholungsräume

Ein Großteil der im Zuge der Bauarbeiten beanspruchten Flächen wurde inzwischen wieder begrünt und aufgeforstet. Im oberen Stauraum bei Ovella wurde zusätzlich auf einer Fläche von rund 13.000 m² ein neues Biotop als Lebensraum für Fische und Kleintiere angelegt. Bei Ried-Frauns wurde der Inn aufgeweitet und es sind wertvolle Lebensräume entstanden. Im Bereich der ehemaligen Lagerfläche in Maria Stein ist ein Seitenarm zum Inn geplant, der dort eine abwechslungsreiche Auenlandschaft mit unterschiedlichen Lebensräumen entstehen lassen wird. Eine weitere Innaufweitung bei Pfunds sowie die Neugestaltung des Tobelbachgerinnes sind ebenfalls bereits in Umsetzung und werden bis 2024 fertiggestellt. Die Gesamtkosten der Maßnahmen belaufen sich auf rund 8,2 Mio. Euro.

 

Für TIWAG-Vorstandsdirektor Alexander Speckle steht fest: „Die Wasserkraftnutzung im Einklang mit der Natur ist uns als Landesversorger ein besonders wichtiges Anliegen. TIWAG ist mit ihren zahlreichen Ausgleichs- und Renaturierungsprojekten vom Oberen Gericht bis Langkampfen ein Vorreiter und investiert dafür sehr viel Geld, das neue Erholungs- und Naturräume schafft und damit wiederum der Bevölkerung vor Ort zugutekommt.“ Eine Übersicht über die aktuellen Projekte gibt es unter: www.tiwag.at/umwelt


Im Bild: Besichtigung der Renaturierungs- und Ausgleichsmaßnahmen in Ried-Frauns mit TIWAG-Vorstandsdirektor Alexander Speckle, Bürgermeister Daniel Patscheider und TIWAG-Ökologe Martin Schletterer (li.).