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02.07.2024

Stille Zeitzeugen erinnern an Entstehungsgeschichte des KW Kirchbichl

Das 1941 errichtete Innkraftwerk in Kirchbichl hat eine dunkle Geschichte. Im Zuge der Bauarbeiten wurden nämlich auch Zwangsarbeiter von der damals NS-dominierten Alpenelektrowerke AG eingesetzt. Zwei Barackenlager wurden eigens dafür errichtet. Reste davon konnten im Zuge der Erweiterungsarbeiten bei der Kraftwerksanlage vor einigen Jahren gesichtet und dokumentiert werden.

„Wichtige Aufarbeitung“

„Gemeinsam mit der Gemeinde Kirchbichl und VertreterInnen der ehemaligen Zwangsarbeiter wurde zudem vereinbart, ein Mahnmal vor Ort zu errichten. In Abstimmung mit Honorarkonsul Eugen Sprenger, der sich in dieser Sache ebenfalls sehr engagiert hat, haben wir schließlich zwei Künstler gefunden, die dieses Projekt sehr treffend umgesetzt haben“, betont TIWAG-Vorstandsdirektor Alexander Speckle.

Das von den Stubaier Schmiedekünstlern Martin und Michael Wilberger konzipierte Mahnmal steht symbolisch für jene zwei polnischen Zwangsarbeiter und beiden einheimischen Frauen, die wegen des Vorwurfs des intimen Umgangs hingerichtet beziehungsweise ins Konzentrationslager deportiert wurden. Umringt ist das Paar von acht Kriegsgefangenen, die mit stoischem Blick in Richtung Krafthaus schauen. „Erst mit diesem Ort der Erinnerung ist das Bild der Kraftwerksanlage Kirchbichl komplett. Die Errichtung dieser Anlage wird immer mit dem Einsatz von Zwangsarbeit verbunden sein und dieses Mahnmal soll auch Anerkennung und Dank sein“, so Speckle.

Für Vizebürgermeister Wilfried Ellinger steht fest: „Das Kraftwerk Kirchbichl war eine Pionierleistung, von der wir bis heute profitieren. Zu dieser Geschichte gehören aber auch das sogenannte ‚Polenlager‘ sowie das ‚Lager am Wehr‘ auf Kirchbichler Gemeindegebiet, in denen Menschen gegen ihren Willen untergebracht waren und in weiterer Folge auch ums Leben gekommen sind. Die Errichtung dieses Mahnmals wollen wir daher auch zum Anlass nehmen, diese lokalen Ereignisse aktiv in der Gemeinde sowie an den Schulen aufarbeiten.“

Dazu wurde bereits das Projekt „NS-Zwangsarbeit und das neue Mahnmal in Kirchbichl“ mit den SchülerInnen der 4. Klassen der Mittelschule Kirchbichl gestartet, die dabei auch vom Tiroler Netzwerk ERINNERN:AT unterstützt werden. Durch die Aufnahme in den Lehrplan soll ausgehend vom Mahnmal Basiswissen zu Zwangsarbeit und NS-Verbrechen in regionalem Zusammenhang vermittelt und das Bewusstsein geschaffen werden, wie verletzlich eine demokratische Gesellschaft und wie wichtig der Schutz der Demokratie ist.

Ältestes Laufkraftwerk Tirols

Das Kraftwerk Kirchbichl zählt heute zu den ältesten, großen Laufkraftwerken in Österreich und wurde zwischen 2017 und 2020 umfassend erneuert. TIWAG investierte insgesamt 110 Mio. Euro. Mit einer Jahresproduktion von 165 GWh können bis zu 50.000 Haushalte in der Region versorgt werden.

Im Bild: TIWAG-Vorstandsdirektor Alexander Speckle freut sich mit (v.li.) den Künstlern Michael und Martin Wilberger, Polen-Honorarkonsul Eugen Sprenger, Johannes Pöll (Bundesdenkmalamt), Vizebürgermeister Wilfried Ellinger, Mittelschule-Lehrerin Bianca Fragner, Projektinitiator Hubert Kammerlander und Historiker Horst Schreiber über die gelungene Aufarbeitung der Geschichte der Kraftwerksanlage Kirchbichl.



Das Mahnmal

Im Jahr 2024 wurde zur Erinnerung und zum Dank an die ausländischen Zivil- und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangenen ein Mahnmal errichtet. Dieses stammt von den Tiroler Künstlern Martin und Michael Wilberger und steht symbolisch für die zwei polnischen Zwangsarbeiter und die beiden einheimischen Frauen, die wegen des Vorwurfs des intimen Umgangs miteinander hingerichtet beziehungsweise ins Konzentrationslager geschickt wurden. Umringt ist das Paar von acht Kriegsgefangenen, die mit stoischem Blick in Richtung Kraftwerk schauen.

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